Meditation am Obermarkt, Gelnhausen
Horst Gunkel:
Meditationsreihe Erdgestützte Dankbarkeit - Meditation IIIZuletzt geändert: 11. Mai 2015Fest verwurzelt in der Erde
Einführung zur VorbereitungWir haben uns in unserer Evolution allmählich immer weiter entwickelt und das ist gut so. Wir wollen uns noch weiter entwickeln, bis hin zur Vollkommenheit, zur Buddhaschaft. Das ist das Ziel aller den Dharma Übender.
Entwicklung ist gut. Aber es besteht auch die Gefahr, dass wir uns von unseren Wurzeln, von unserem Ursprung, von unserem Fundament entfernen, indem wir zu verkopft sind.
Anders der Buddha, er lehrte das Sitzen wie ein Berg: nur eine breite Basis kann eine hohe Spitze sicher tragen und die höchste erreichbare Spitze, der Gipfel menschlicher Entwicklung ist Bodhi, ist Erwachen. Das Sitzen wie ein Berg haben wir daher in der ersten Meditation dieser Reihe eingeübt, und darum bemühen wir uns in jeder der Meditationen dieser Reihe.
Doch noch ein zweites Bild dürfen wir nicht vergessen. Neben der physikalischen Evolutionsstufe des Planeten Erde, aus welcher der Berg stammt, gibt es ein zweites Symbol der Evolution, eines aus der biologischen Evolution, das im Buddhismus immer wieder auftaucht. Erleuchtung ist immer wieder mit einem uralten Symbol verknüpft worden: dem Baum, dem Bodhi-Baum, dem Baum des Erwachens.
Noch heute pilgern täglich Tausende von Pilgern zu den Bodhi-Bäumen in Bodh Gaya im indischen Bundesstatt Bihar und in Anuradhapura in Sri Lanka. Auch im Meditationsraum am Obermarkt haben wir ein Blatt des Bodhi Baumes in Bodh Gaya. In meinem Zimmer habe ich eines des Bodhi-Baumes in Anuradhapura. Das sind alte, mächtige Bäume, fest verwurzelt in unserer Basis, dem Planeten Erde.
Der Buddha berichtet, dass er nach seiner Erleuchtung eine Woche lang dem Bodhi-Baum in Dankbarkeit gehuldigt habe. Das zeigt auch, dass er sich seiner Verwurzelung, seiner Basis, bewusst gewesen ist. Als Menschen sind wir Teil der Evolution. Die Pflanzen sind unsere älteren Geschwister, ihre Geschichte ist Teil unserer evolutionären Geschichte.
Hieran knüpft die Übung der Verwurzelung an. In den ersten beiden Meditationen haben wir den Bodenkontakt mit den Füßen hergestellt, sie sind gewissermaßen repräsentativ für die tierische Evolutionsstufe, für Wesen, die sich fortbewegen können. Aber vielleicht ist euch auch aufgefallen, dass ich immer darauf bestanden habe, dass wir Erdkontakt auch mit unserem Gesäß und dem Dammbereich haben, dem Bereich zwischen Genitalien und Anus.Diese Stelle steht in der indischen Kulturgeschichte aber auch in indigenen Kulturen anderer Kontinente für die Erdung, für die Erdverbindung. Im Yoga wird dieser Punkt als muladhara bezeichnet, als Wurzelcakra. Alle Cakren, alle Kraftzentren, unseres Körpers, sind einem Element zugeordnet, dies ist beim Wurzelcakra das Element Erde. Und wenn wir uns das Bild des Buddha unter dem Bodhibaum vorstellen, so wird der Buddha fast immer in dieser sitzenden Haltung dargestellt, mit dem Wurzelcakra auf der Erde aufsitzend, festverwurzelt in der Erde.
Es ist kein Zufall, dass uns dieses Bild über die Jahrtausende so vermittelt wurde. Es soll etwas ausdrücken. Es soll uns etwas zeigen. Es soll uns auf die Wichtigkeit dieser erdverbundenen Verwurzelung aufmerksam machen. Und es ist auch kein Zufall, dass die Yogis vor und nach dem Buddha so dasaßen.
Doch zurück zu dem Baum, unter dem der Buddha saß, zum Bodhibaum. Ein Baum ist aus zwei Gründen in der Erde mit großen, mächtigen Wurzeln verankert, einmal um ihm Stabilität zu verschaffen, zum anderen, weil der Baum Wasser und Nährstoffe aus der Erde bezieht.
Und so wie die Bäume, wie der Bodhibaum, über die Jahre und Jahrhunderte immer größer und mächtiger wurde, wie seine Wurzeln immer dicker und mächtiger wurden, sich seine Verwurzelung ausdehnte, so bemühen auch wir uns, unser Wurzelcakra immer weiter auszudehnen um mehr von den köstlichen Nährstoffen unserer Nährmutter, des Planeten Erde, aufzunehmen. Um uns durch unsere Erdverbundenheit Stabilität zu verschaffen und geistige Nahrung durch Erdung verarbeiten zu können, ohne abgehoben zu werden.
Die Wurzeln alter Bäume sind aber nicht nur dick und mächtig, sie reichen auch tief hinab und sind in immer feinere Würzelchen verästelt. Diese feinen Verästelungen winziger Würzelchen, haarfeiner Baumteile mit dem Mutterboden, aus dessen Bestandteilen sie letztlich erzeugt sind, symbolisiert eine ganz enge Verwobenheit zwischen Erde und Baum. Abgestorbene Baumteile werden zu Erde und Teile des Mutterbodens werden durch ihre Feuchtigkeit und ihre Nährstoffe zu Wurzeln und Baumteilen. Da ist kein Baum-Ich und kein Erd-Ander. Dem Baum gelingt es, Ich und Ander rein physisch, rein körperlich, durch gefühlte Erfahrung zu transzendieren, zu überwinden.
Wenn es auch uns gelingt allmählich Ich und Ander zu transzendieren, dann sind wir erwacht. Dann haben wir die Vision des Bodhi-Baumes, des Baumes des Erwachens, realisiert. So wie damals der Buddha als er mit dem Bodhibaum dasaß, den er nach seiner Erleuchtung eine Woche lang verehrte, als seinen älteren Bruder.
Meditation
Zunächst gehe noch einmal deine Sitzhaltung durch sitzt du richtig fest und stabil, gut geerdet? untersuche, ob deine Beine schmerzfrei gekreuzt sind, die Füße und wenn möglich auch die Knie geerdet deine Wirbelsäule aufrecht und ausbalanciert die Arme hängen entspannt, die Hände liegen auf der Kopf in einer ruhigen, stabilen Lage keine Falte in deiner Kleidung, die dich schmerzen kann?
Wir werden jetzt zunächst einen kürzeren Körperscan machen, bei dem wir uns wieder den Spannungen zuwenden. Wie beim letzten Mal werden wir beim Einatmen der Verspannung zulächeln und sie beim Ausatmen abschmelzen und über die jeweils nächstgelegenen niedrigeren Erdungspunkte zur Erde hinabfließen lassen, das heißt über die Füße und ggfs. Knie fließen geschmolzene Spannungen der Beine, der Arme und der Schultern ab und das Wurzelcakra ist für den Rest des Körpers zuständig. Diesmal sind wir uns aber während des ganzen Körperscans außerdem noch bewusst, dass die fürsorgliche und reinigende Erde diese Spannungen neutralisieren und transformieren wird.
Wir beginnen jetzt mit dem Körperscan und zwar bei den Füßen jetzt zu den Unterschenkeln die Oberschenkel von hier in die Hände und Finger weiter zu den Unterarmen zu den Oberarmen in die Schultern zum Nacken und zum Genick in den Schädel Stirn und Augenbrauen Augenpartie Nase und Mundpartie vorderer Halsbereich mit Kehlkopf Brust Brustkorb mit dem Herzen, ein ganz wichtiger Bereich! nach hinten zu den Brustwirbeln den Rücken abwärts in den Bereich der Lendenwirbel Bauch Gesäß Genitalien zum Wurzelcakra verweile hier einen Augenblick eingedenk dessen, dass sich alle abfließenden Spannungen von deinem Wurzelcakra abwärts im Erdreich transformieren
Suche jetzt irgendeinen Bereich in deinem Rumpf oder in deinem Kopf, in dem es noch eine Verspannung oder einen Druck gibt und betrachte diese Spannung eine Zeitlang einfach mit scharfem Gewahrsein, mit Freundlichkeit und mit metta für deinen verspannten Körperteil - - - jetzt lasse diese Verspannung abschmelzen und ganz, ganz langsam und intensiv allmählich in Fluss geraten, betrachte den Abschmelz-Prozess ganz achtsam - - - und jetzt folgst du diesem ganz langsamen Abfließen achtsam auf seinem Weg durch den Körper jetzt ist der halbe Weg zum Wurzelcakra zurückgelegt jetzt bist du beim Wurzelcakra, aber du folgst mit deinem Gewahrsein dem Abfließen über deinen Körper hinaus ins körpernahe Erdreich, dein Gewahrsein geht mit ins Erdreich vom Wurzelcakra an wird die Spannung, die einmal ein Teil von dir war, geläutert sie wird durch die Energie der Erde transformiert in eine Kraft, die dich unterstützt sie wird zu einer Wurzel, zu deiner Wurzel und allmählich fließen weitere zuvor abgeschmolzene Spannungen hinterher, durch dein Wurzelcakra, geläutert in deine Wurzel sie werden transformiert, sodass deine Wurzel kräftiger und stärker wird weitere Abschmelzungen kommen hinzu, sodass sich deine Wurzel verästelt lächle der Erde in Dankbarkeit für dieses Wunder zu deine Wurzeln wachsen, reichen jetzt schon einen Meter tief ins Erdreich deine Wurzelcakra erweitert sich, damit die große Hauptwurzel und ihre körpernahen Verzweigungen Platz haben es entstehen kleine, haarfeine Würzelchen du hast jetzt den Boden schon auf zwei Meter in die Tiefe und ebenso weit in die Breite durchwurzelt immer feinere und unendlich zahlreiche Neben- und Unterwurzeln, haarfeine Würzelchen ausgebildet diese feinen, subtilen Wurzeln durchdringen das Erdreich, nehmen Mineralstoffe auf und geben Stoffwechselprodukte durch ihren Zerfall ab, sodass die Grenzen zwischen deinen Wurzeln und der Erde verschwinden die Erde, deine Wurzel, dein Wurzelcakra und du, genährt aus der Erde, ihr seid eins möge dieser Baum der Erleuchtung wachsen wie einst der Bodhi-Baum möge es dir, gelingen Ich und Nicht-Ich, Ich und Ander zu transzendieren mögest du die Einheit verstehen, die du, die Erde und all die anderen Erdlinge, die ihr alle seid, die du alle bist Ommmmmmmmmmmmm
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